So wahr ich liebe – Intime Bekenntnisse zweier Underground-Heroinen
Inhalt (ENTHÄLT SPOILER)
Vorspruch:
Mal so, mal so – das ist die Liebe.
Sie reimt sich nicht allein auf Triebe.
Mal so, mal so – das ist das Glück.
Es gibt nur Vorwärts, kein Zurück.
Lothar Lambert
Nilgün Taifun und Doreen Heins beobachten nächtliche Dreharbeiten mit einem Monster und einem Monroe-Double (aus „Was Sie nie über Frauen wissen wollten“). Titel. Renate Soleymany berichtet an einem Zimmertisch sitzend, wie sie Lothar Lambert zum ersten Mal getroffen habe – bei ihrer Freundin Ulrike S. – und dieser sie sofort vor die Kamera holen wollte, insbesondere mit Blick auf ihre Brüste. Sie habe gleich zugestimmt, obwohl ohne jede Erfahrung damit, dann sei aber ein Jahr vergangen. „Und auf einmal kommen die anmarschiert und sagen: Zieh dich aus, wir drehen jetzt ‚Alptraumfrau’.“ Auf einem Spielplatz erzählt Nilgün Taifun von dem Spaß und Suchtpotential, welche dem Agieren vor der Kamera innewohnen würden. Soleymany: „Und ich konnte noch gar nicht nein sagen, ich wußte gar nicht, was ich überhaupt machen sollte, und zwei Jahre später seh ich meine Brüste in der ‚BZ’.“ Unter Lachen erklärt sie, sie sei völlig überrumpelt gewesen, „ganz böse auf den Lothar und auf Uli auch“. Ulrike S. und Stefan Menche hantieren in „Die Alptraumfrau“ lachend an Renate Soleymanys Brüsten herum. Renate Soleymany erzählt von der Begeisterung ihrer Freunde für ihre Auftritte. Ulrike S. beschimpft sie (weiterer Ausschnitt aus „Die Alptraumfrau“). Zwischenschnitt: Renate Soleymany erinnert sich an einen Bekannten, der sie für die „Alptraumfrau“ gehalten habe – dabei wäre sie doch das „Tittenmonster“ gewesen. Nilgün Taifun berichtet über ihre Erziehung und ihre Einstellung zu Nacktauftritten. Renate Soleymany meint, „so eine richtige Rolle“ könne sie gar nicht spielen. Nilgün Taifun findet, wer hüllenos agiere, habe nichts mehr zu verbergen, und man prostituiere sich nicht damit vor der Kamera – „Es finden vielerlei andere Prostitutionen oder Korruptionen in diesem Schweineleben statt.“ Renate Soleymany nennt Beispiele für ihre Auftritte bei Lambert. Nilgün Taifun meint, aufs Nacktsein komme es schon nicht mehr an: „Es geht darum, daß man lebt.“ Sie bedrängt, beobachtet unter anderem von Renate Soleymany, Lothar Lambert (Schlußszene aus „Was Sie nie über Frauen wissen wollten“). Auf einem Balkon berichtet Nilgün Taifun von ihrem Faible für Bier, von dem schönen Zustand nach dem Rausch, der ähnlich wäre wie Filmedrehen oder Sex. In der gefüllten Badewanne liegend, erzählt sie, wie sie betrunken überfallen wurde – „wegen der paar Mark“ – und zeigt einen blauen Fleck. Lachend fährt sie fort: „Vergewaltigen tun sie ja nicht mehr, so wie früher. Das ist out. Die wollen nur noch Knete fürs nächste Bier. Niemand will mehr Liebe, nicht mal die Räuber.“ Renate Soleymany berichtet, wie sie mal einen Mann kennengelernt habe, der angab, dreißig Jahre lang im Gefängnis gewesen zu sein und nun mit ihr schlafen wollte; sie fuhr mit ihm in ein Hotel am Stuttgarter Platz, wo er gewalttätig wurde. Sie setzte sich zur Wehr, und als sie im Krankenhaus versorgt wurde, bezeichnete die Ärztin den Vorfall als „Betriebsunfall“. Zwischenschnitt: Nilgün Taifun sinniert über das Verhältnis und das Verhalten von Männern und Frauen. In einem weiteren Zwischenschnitt zeigt sie weitere blaue Flecken. Nilgün Taifun erzählt auf dem Balkon von ihrer ersten großen Liebe, ihrem ersten Kuß und ihrer ersten Nacht mit einem Mann – mit achtzehn –, welcher ein Jahr später die Hochzeitsnacht folgte. Sie treibt am Kaffeetisch Konversation mit Ismet Elçi und gibt auf französisch Anweisungen an ihre dabeisitzende Tochter (Ausschnitt aus „Verbieten verboten“). Auf dem Balkon berichtet sie, daß sie in Frankreich und in Berlin geheiratet habe, katholisch und islamisch. Beim Sex mit Ismet Elçi stellt sie fest, daß dieser nicht wie angegeben Italiener sei, sondern Türke und gerät darüber in Rage (Ausschnitt aus „Verbieten verboten“). Sie erzählt, wie sie die Scheidung beantragte wegen der Eifersucht und Aggressivität ihres Mannes. Renate Soleymany berichtet, wie sie sich in einen persischen Piloten verguckt und diesen nach vier Wochen geheiratet habe. Dieser entpuppte sich dann aber als Soldat. Jetzt hasse sie ihn. Zwischenschnitte: Sie empfängt, unter dem skeptischen Blick Lothar Lamberts, Baduri als ihren Sohn, von ihrem arabischen Ehemann (Ausschnitt aus „Was Sie nie über Frauen wissen wollten“). Nilgün Taifun erklärt, Scheidung sei für sie egoistisch, Scheidungskinder wären das einzige, was von der Liebe bleibe. Baduri tanzt, von ihr mißbilligend beobachtet, mit ihrer Tochter (Ausschnitt aus „Du Elvis, ich Monroe“). Nilgün Taifun berichtet von ihrem Schmerz über die Trennung von ihrer Tochter und wie sie auch mithilfe von Alkohol der Realität zu entfliehen versuche. Zwischenschnitte: Im Bett liegend, erzählt Renate Soleymany von einem jüngst verstorbenen Liebhaber und von einem, der sie enttäuscht hat. Nilgün Taifun posiert als Monroe-Verschnitt auf dem Balkon, ihre Tochter fühlt sich dadurch gestört (Ausschnitt aus „Du Elvis, ich Monroe“). Zwischenschnitt: Nilgün Taifun referiert, wie ein Freund sie aus ihrer Depression geholt habe. In der Badewanne berichtet sie vom befriedigenden Sex mit älteren und vom unbefriedigenden mit jüngeren Männern, da letztere rücksichtslos und unsensibel seien. Renate Soleymany erzählt, wie sie sich mit einem Mann umbraust von Autos, auf der Mittellinie der Fahrbahn stehend, leidenschaftlich küßte. In der Badewanne erläutert Nilgün Taifun, sie habe die Männer so häufig gewechselt, „weil keiner beständig genug gearbeitet hat – außer dieser Prolotyp, dieser wunderbare Bäcker“. Der sei ja auch nachts immer weggewesen, und am Morgen habe sie dann frische Brötchen bekommen. Renate Soleymany berichtet von weiteren Erlebnissen mit Männern. Nilgün Taifun klagt: „Und das Schlimmste ist, daß er meine Brüstchen nicht berührt.“ Am liebsten habe er sie dann „von hinten genommen“. Sie bricht, während Renate Soleymany rauchend mit Kopfhörern auf der Toilette sitzt, eine Zimmertür auf und entdeckt dort den kniend an einen Stuhl gefesselten Klaus Redlich (Ausschnitt aus „Was Sie nie über Frauen wissen wollten“). In der Badewanne erinnert sie sich an Liebhaber, die Geld hatten: „Das ist keine Prostitution. Das ist ein echtes Geben und Nehmen.“ Sie beginnt, den Gefesselten zu schlagen, was diesen stark erregt; Renate Soleymany bekommt dies mit (Ausschnitt aus „Was Sie nie über Frauen wissen wollten“). In der Badewanne berichtet Nilgün Taifun weiter von ihrem Bäcker und kommt zu sozialen Fragen und dem Thema Ehrlichkeit. Fortsetzung des sadomasochistischen Treibens in „Was Sie nie…“, nun mit einer Saugglocke und Bemerkungen über Ost-West-Gegensätze. In der Badewanne fabuliert Nilgün Taifun über „diese tollen Nataschas aus Rußland“, Planwirtschaft und das Riesenreich. Renate Soleymany stößt zu der sadomasochistischen Szene in „Was Sie nie…“ und lacht laut, wovon sich die beiden anderen nicht beeindrucken lassen. Am Tisch sitzend sinniert Renate Soleymany darüber, was normal ist. Sie erzählt, wie sie sich in einer psychischen Krise auffällig benahm und von der Polizei in Gewahrsam genommen wurde. Zwischenschnitte: Baduri erregt sich an ihr als seine Filmmutter in „Was Sie nie…“, beobachtet von Nilgün Taifun. „Ich möchte wissen, daß ich lebe, und dafür brauch ich diese Extremitäten“, erklärt diese auf dem Balkon. Diese könnten sie aber auch einmal das Leben kosten. Renate Soleymany erzählt von dem Mann, den sie am meisten geliebt hat, der aber gestorben ist, und schließt: „Du, mir kommen die Tränen, hör uff!“ Nilgün Taifun bekundet den Wert auch schlimmer Erfahrungen. Renate Soleymany schweigt. Nilgün Taifun meint, wie lächerlich sie wohl aussehe, wenn sie weine – oft habe sie „die Kissen vollgeheult“. Renate Soleymany erinnert sich an den Verstorbenen, an Kneipentouren mit ihm, an seine Beerdigung – „er lebt ja in mir, er ist ja ein Teil von mir gewesen“. Nilgün Taifun findet: „Und wichtig ist natürlich, daß man auch loslassen kann – egal, was es ist.“ Intime Annäherung zwischen ihr und Baduri, schließlich Küsse unter der Dusche in „Du Elvis, ich Monroe“. Zwischenschnitte: In der Badewanne sitzend, vergleicht sie das schöne „Je t’aime“ mit dem schnöden „Ich liebe dich“; ihr Bäcker habe kein Französisch gekonnt, dafür Plattdeutsch, sei zu stürmisch gewesen. Daraufhin habe sie erst einmal seinen Penis inspiziert, doch auch der Oralverkehr habe ihr keine Befriedigung gebracht. Renate Soleymany erzählt davon, wie ein Mann sie verprügelte, weil sie im Schlaf einen fremden Namen genannt hatte; der Schläger wurde schließlich wegen Alkoholmißbrauch in die Psychiatrie eingewiesen. Nilgün Taifun setzt, in Zwischenschnitten, ihre Klage fort: „Er sagt, ich rede ihm Bouletten an die Ohren.“ Weil er nicht sprechen wollte, habe sie ihm zweiundvierzig Bouletten gebraten. Und ihn verprügelt, als sie ihn mit einer anderen Frau ertappt habe. Sie zeigt sich ratlos, was die Männer angeht. Renate Soleymany streicht durch Berlin und springt von einer Brücke (Ausschnitt aus „Verbieten verboten“). Sie erzählt, wie sie einmal aus dem Fenster gesprungen ist; fast dreißig Jahre später habe sie immer noch Schmerzen. Inga Schrader und Baduri begegnen auf der Straße Nilgün Taifun (Ausschnitt aus „Du Elvis, ich Monroe“). Sie meint auf dem Balkon, es gebe viele Perverse, aber die meisten trauten sich nicht, dies auszuleben. Manchmal verspüre sie zum Beispiel beim Verkehr mit einem Mann den Wunsch, der Mann zu sein. Oder einen Hintern zu versohlen. Sie berichtet von „Kuddelmuddelgeschichten“, welche sie mit vierzehn mit einer Cousine gehabt habe, als sie sich bereits gern als Marilyn Monroe verkleidete, und dann ihre Cousine zum Mann machte und herumkommandierte: Sie durfte Nilgün küssen und ihre Brüste anfassen, wenn sie abgewaschen hatte. Dazwischen Szenen trauter Dreisamkeit aus „Du Elvis, ich Monroe“. Renate Soleymany erklärt, sie sei nicht lesbisch und berichtet vom Übergriff einer Bekannten. Zwischenschnitte: Als Türkin verkleidet, belästigt sie Lothar Lambert, der einen Pfleger spielt (Ausschnitt aus „Fucking City“). Nilgün Taifun erzählt, in der Beziehung zu ihrer Cousine habe sie kein Problem gesehen, ihr sei ja nur eingebleut worden, sich vor Männern zu hüten. Es wäre wunderschön gewesen, aber die Familie entsetzt. Zwischenschnitte: Sie tanzt vor Inga Schrader, küßt sich mit dieser, heimlich beobachtet von ihrer Tochter (Ausschnitt aus „Du Elvis, ich Monroe“). Renate Soleymany erzählt, wie sie zu einer Frau eine sehr starke platonische Liebe empfunden habe. Dazwischen setzt Nilgün Taifun ihren Bericht fort. Finale Tanzsequenz aus „Du Elvis, ich Monroe“. Renate Soleymany erinnert sich lachend, wie ihr Freund die Premiere eines Lambert-Films gestört habe. Zwischenschnitt: Sexszene zwischen ihr, Ulrike S. und Stefan Menche aus „Die Alptraumfrau“. In der Badewanne berichtet Nilgün Taifun, ihr Bäcker sei „abgehauen nach Elmshorn, stelln Se sich mal vor!“ Renate Soleymany bekundet, sie hätte gern weniger Busen, aber als sie weniger hatte, habe das ihrem Mann nicht gefallen. In der Badewanne sinniert Nilgün Taifun über Erotik. Renate Soleymany liegt schweigend im Bett. Zwischenschnitte von einer Tanzszene mit ihr – barbusig – und Ulrike S. in „Die Alptraumfrau“. „Ist ja noch nicht alles aus, wenn wir sterben. Es geht ja noch weiter“, meint sie und steht dann auf, mit Hinweis auf ihre Hüftschmerzen, und läuft aus dem Zimmer. Nilgün Taifun hat die Wanne verlassen, setzt sich, nur mit einem Badetuch bekleidet, auf die Toilette und fragt den unsichtbaren Lambert, was sie nun sagen solle. „Was du willst“, antwortet er aus dem Off. Sie uriniert und erklärt, wie erlösend dies sei. Nach dem Händewaschen redet sie auf Lambert er, er solle ihr etwas vorgeben. „Eine einsame Welt ist das. Am liebsten möchte man sterben. Das letzte Bad nehmen.“ Renate Soleymany stochert als Stadtstreicherin in Müllkästen herum (Ausschnitt aus „Verbieten verboten“). Nilgün Taifun sinniert im Badezimmer über Liebe, Einsamkeit, die Welt und wie ihr „unsere Kinder“ leid täten. Ihre Tochter beobachtet weinend, wie ihre Mutter mit Ismet Elçi Karussell fährt (Ausschnitt aus „Verbieten verboten“). Im Badezimmer spricht Nilgün Taifun über Liebe und Krieg. Sie blickt in die Kamera, erklärt nach einiger Zeit: „Ich hab keine Tränen mehr“. Renate Soleymany als Stadtstreicherin in „Verbieten verboten“. Nilgün Taifun sinniert im Badezimmer über die Entwicklung von Beziehungen. Tanzszene am Ende der Episode mit ihr in „Verbieten verboten“. Im Badezimmer schildert sie weinend Lust und Frust intimer Beziehungen. Renate Soleymany als Stadtstreicherin betastet in „Verbieten verboten“ eine Figur am Reiterstandbild des Großen Kurfürsten vor dem Schloß Charlottenburg. Die Kamera fährt in das Gebäude, leere Krankenhausbetten werden sichtbar. Nilgün Taifun weint weiter im Badezimmer. Sie sei enttäuscht von dieser Welt: „Ich hab’s anders gelernt, aus den Büchern. Aus der Musik. Von den schönen Filmen, Liebesfilmen.“ Schlußtitel: „Allen liebenden, lebenden und toten Freunden dankbar gewidmet ...die sich nicht schämten, sich von meiner Kamera in die Seele blicken zu lassen“
Anm.: Die Titel der Filme, aus denen die Ausschnitte stammen, werden in „So wahr ich liebe“ nur im Abspann genannt.